Praxis der User Interface-Entwicklung – Informationsstrukturen, Designpatterns, Vorgehensmuster

Published : 04.03.2013 | Categories: Book Reviews

Praxis der User Interface-Entwicklung – Informationsstrukturen, Designpatterns, Vorgehensmuster
von Paul Chlebek

Vieweg+Teubner
ISBN 978-3-8348-0728-1

39.95 €

Rezensent: Franz Lehner, (Passau)

Die Benutzerschnittstellen stehen bei der Softwareentwicklung gleichermaßen im Mittelpunkt des Interesses von Auftraggeber, Anwender und Entwickler. Sie sind häufig auch Vertragsbestandteil und zentrales Kommunikationsmittel. Das Buch versucht den Entwurf und die Umsetzung solcher Softwareoberflächen anhand typischer Aufgabenstellungen und konkreter Anforderungen zu erklären. Der Autor ist Praktiker mit einer langjährigen Erfahrung als Informationsarchitekt sowie in Prozessintegration und Änderungs- und Testmanagement. Er war für einige Jahre Lehrbeauftragter für “User Interfaces” an der Berufsakademie Thüringen. Sein erstes Buch “User Interface-orientierte Softwarearchitektur” griff das Thema bereits auf und versuchte durch seine anwendungsorientierte Betrachtungsweise einen Beitrag zur Verständigung mit Designern und Nicht-Technikern zu leisten.

Das neue Buch ist als “User Interface-Kochbuch” für Entwickler, Designer und Projektleiter gedacht, indem es Lösungsmuster für typische Bedienungssituationen aufzeigt. Es gliedert sich in fünf Hauptkapitel, nämlich “Funktion braucht Form” (1), “Analysieren und Entwerfen” (2), “Konzept- und Designmedien” (3), “Kontrollelemente und Dialogseiten” (4) sowie “Design und Redesign” (5). Unter dem Hauptkapitel gibt es nur eine einzige Gliederungsebene, sodass das Buch aus einer Aneinanderreihung von vielen Einzelkapiteln besteht. Hier sind zwar viele interessante Einzelbeispiele und Episoden zu finden, man vermisst aber einen durchgehenden roten Faden, der gerade bei der Entwicklung von Benutzerschnittstellen besonders wichtig wäre. Gut ist, dass versucht wird, mit durchgehenden Aufgaben die Überprüfung des Wissens zu unterstützen, die fehlende Orientierung wird dadurch aber nicht kompensiert. Der Sprachstil ist manchmal etwas “flapsig” und selbstverständlich finden sich auch die üblichen Anglizismen. Unklar bleibt die Bedeutung des Untertitels und er erschließt sich auch nicht aus der Lektüre des Inhalts. Dieser beginnt ohne Einleitung oder Einführung und man vermisst entsprechende Gebrauchshinweise. Im Text selbst werden sehr heterogene Themen angeschnitten, ohne dass immer klar zwischen Prozess- und Ergebnisperspektive der Benutzerschnittstellenentwicklung unterschieden wird. Anstelle des Bildverzeichnisses am Ende wäre ein Stichwortverzeichnis für die Leser hilfreicher gewesen.
Im Sinne eines Arbeitsbuches ist das Buch nach Fallbeispielen gegliedert und hat den Anspruch, Schritt für Schritt die Lösungen von typischen User-Interface-Aufgaben sowie die dahinter liegenden Konzepte zu veranschaulichen und konkrete Anweisungen für klare Problemstellungen und eine praxistaugliche Sammlung von Dialogbausteinen zu bieten. Diesem Anspruch wird es allerdings nur partiell gerecht. Nicht geteilt wird außerdem die Meinung des Autors, dass für das Entwickeln von User-Interfaces “bisher wenig Praktisches” zu finden ist. Für den akademischen Gebrauch ist das Buch nicht geeignet. Für Praktiker enthält es aber manche nützliche Tipps.