Smart Mobile Apps – Mit Business-Apps ins Zeitalter mobiler Geschäftsprozesse

Published : 15.04.2013 | Categories: Book Reviews

Verclas, S.; Linnhoff-Popien, C. (Hrsg.)

Smart Mobile Apps – Mit Business-Apps ins Zeitalter mobiler Geschäftsprozesse

ISBN 978-3-642-22258-0, Springer-Verlag, Heidelberg 2012,  575 Seiten, EUR 59,95

 

Mobile Apps, d.h. Programme für Smartphones bzw. auch für Tablet-PCs und Netbooks, die über die gleichen Betriebssysteme verfügen, sind ein relativ junges Thema, zu dem es insgesamt noch wenig einschlägige Literatur gibt. Derzeit werden diese Anwendungen noch überwiegend privat und im Freizeitbereich eingesetzt. Ähnlich wie beim E-Business wird aber auch hier für Businessanwendungen ein enormes und noch wenig genutztes Potenzial gesehen. Genau diesen Aspekt behandelt der vorliegende Herausgeberband in umfassender Weise. Das mobile Internet soll künftig Geschäftsprozesse in den unterschiedlichsten Bereichen und Branchen unterstützen. Die Beispiele reichen vom Flughafen nach dem Check-in, wenn möglicherweise noch eine Auslandsversicherung benötigt wird, bis zum Unfallort, wo der Schaden direkt aufgenommen werden kann. Informationen können damit für Kunden, aber auch für Mitarbeiter zeitnah und individualisiert zur Verfügung gestellt und neue Märkte oder Umsatzchancen befördert werden. Über hundert Fachleute beleuchten das Zukunftsthema in 38 Einzelbeiträgen aus drei unterschiedlichen Sichten, nämlich der Anwendungsperspektive, der Technologieperspektive und der Marktperspektive.

 

Bereits der Umfang des Buches macht deutlich, dass es nicht als Einstiegslektüre gedacht ist. Es handelt sich um eine Sammlung von Fachartikeln für Fachleute mit entsprechenden Vorkenntnissen. Die Gliederung in die drei erwähnten Kategorien ist etwas ungleichgewichtig. Die marktwirtschaftliche Sicht mit nur acht Beiträgen und die Anwendersicht mit elf Beiträgen kommen gegenüber der technologischen Perspektive eindeutig zu kurz. Mit Blick auf den Inhalt der einzelnen Beiträge erscheint die Einordnung oft genauso unklar wie der Sinn dieser Strukturierung in drei Themenbereiche. Für den Leser, der an bestimmten Aspekten interessiert ist, ergibt sich damit leider keine Orientierungshilfe. Vermisst werden gerade wegen des Umfangs auch ein übergreifendes Stichwortverzeichnis sowie ein Verzeichnis der zahlreich vorkommenden Abkürzungen. Als möglicherweise selektiv interessierter Leser ist man auf die Überschriften im Inhaltsverzeichnis angewiesen und muss auch die Mühe der Suche im Text auf sich nehmen. Als Folge der zahlreichen beteiligten Autoren sind Stil, Tiefgang, Textgestaltung und Quellenhinweise recht unterschiedlich. Erschwert wird das Lesen auch durch die Tatsache, dass einzelne Texte eher wissenschaftlich gehalten, andere wieder stärker praktisch ausgerichtet sind. Die Beiträge sind als fortlaufende Kapitel (von 1 bis 38) nummeriert, was bisweilen den etwas verwirrenden Eindruck erweckt, es handelt sich um einen zusammenhängend erstellten Text.

 

Der Band ist in Zusammenarbeit zwischen dem T-Systems Innovation Center München und dem Lehrstuhl für Mobile und Verteilte Systeme der Ludwig-Maximilians-Universität München entstanden. Er spiegelt den aktuellen Stand der Entwicklung wider und unternimmt den Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung eines noch jungen Themas. Im Text werden viele Kernthemen mobiler Apps behandelt und Konzepte und Visionen für zukünftige Anwendungen aufgezeigt. Dazu gehören die Integrationsfähigkeit individueller Prozesse ebenso wie Cloud-Lösungen, aber auch technische Voraussetzungen und Plattformen. Es zählt sicherlich zu den derzeit umfassendsten Büchern zu diesem Thema, setzt aber eine gewisse Vertrautheit mit der Materie voraus und ist daher primär für Experten geeignet. In der einschlägigen Fachbuchsammlung sollte es aber auf keinen Fall fehlen und kann als wichtiger Beitrag gesehen werden, die offensichtlich bestehende Kluft zwischen den sehr erfolgreichen und populären Consumer-Apps und den noch wenig verbreiteten Business-Apps zu verringern.

 

Franz Lehner, Passau